>Zwischen Himmel und Erde – Anthroposophie heute
Zum neuen Film von Christian Labhart
Gar nicht schlecht! Entscheidend finde ich, dass Labhart ganz auf die Menschen geht. Jeder Einzelne ist interessant, auch wenn es nicht ums Thema Anthroposophie ginge: Hervorragend der Bauer Martin Ott, sehr lebensnah, nie seicht, immer konkret und tiefergehend. Er hätte Bundesrat werden sollen. Der Eurythmist Christoph Graf ist eindrücklich, mit ihm wird auch klar, dass es nicht nur um Europa geht. Die Demokratie-Frau Claudine Nierth in der Peripherie, ein bisschen Rebellin, stark aus dem Kopf sprechend. Typisch Anthro. Dagegen die wahrhafte Lehrerin Susanne Wende – ebenso typisch -, die mega authentisch rüberkommt. Im besten Sinn meine ich. Der Journalist und Autor Sebastian Gronbach wiederum inszeniert sich zielstrebig und nutzt jede Chance zur Verbindung und Provokation. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden. Bodo von Plato vom Goetheanum ist eher zurückhaltend. Repräsentiert die Institution ohne arrogant oder doof zu wirken, verzichtet sogar auf seine Brillanz, die er unzweifelhaft hat. Dann ist da noch der wunderbar musische Typ, Christoph Homberger, der nervt richtig, ist aber auch rührend bei der Stelle mit dem Sommerspiel. Dann kippts durch die Liebesgeschichte mit seiner zukünftigen Frau ins Menschliche und wird verständlich.
Der Film ist unaufgeregt, das macht ihn echt. Gerne möchte ich noch viele weitere Menschen so kennenlernen. Das ist anregend. Menschen zeigen. Dazu braucht es keinen Überbau.
Am besten gefällt mir an diesem Film, dass die Geschichten nicht ausgedacht kommen, sondern vorbereitet und erst auf dem Dreh und am Schnittplatz entschieden wurden. Das ist erlebbar. Das Langweilige am Film ist vielleicht, dass es um Anthroposophie gehen soll. Jeder Mensch ist doch Anthroposoph.
Der nächste Film heisst dann: MENSCHEN, und kann unbegrenzt viele Folgen haben…
Daniel Häni, unternehmen mitte, Basel