“Konstruktion eines wahrhaftigen Schauspielinstruments”
Inhalt und Konzepte:
Sanford Meisner glaubte, dass Schauspieler vor allem zwei grundlegende Probleme beim Spielen hatten. Zum einen das “Schauspielbewusstsein” auf der Bühne (und beim Film), zum anderen die mangelnde Fähigkeit wirklich zuzuhören. Auf der Grundlage dieser Problematik entwickelte er seine ersten Übungen.
Eines der ersten Ziele dieser Technik ist die bewusste Lenkung der Konzentration und Aufmerksamkeit von sich selbst auf den Schauspielpartner, indem wir wirklich zuhören was dieser sagt. Man kann nicht spielen, wenn man nicht wirklich zuhören kann. Es sollte nichts antizipiert werden, jeder Moment ist neu und wir sind fest im “Hier und Jetzt” verankert.
Meisners berühmte Definition von Schauspiel “to live truthfully under given imaginary circumstances”, also die Fähigkeit „wahrhaftig zu leben, unter gegebenen imaginären Umständen”, umfasst gleich mehrere seiner wichtigsten Konzepte : “Wahrhaftig” etwas zu tun bedeutet nicht zu viel und auch nicht zu wenig, sondern nur das Nötigste, mit Sinn für die Wahrheit zu tun. Dieses wahrhaftige “Tun” (im Gegensatz zum bekannten “so tun als ob” beim Schauspiel) ist eines der Fundamente der Meisner Technik, welches trainiert wird. Es ist nicht Ziel des Schauspiels, emotional zu sein, sondern Dinge wahrhaftig zu tun. Eines der wichtigsten Werkzeuge, ohne die das Schauspiel für Meisner undenkbar ist, ist das Vorstellungsvermögen, welches ebenfalls trainiert und weiter entwickelt werden soll.
“Repetition Game”
Der Grundstein und eine der bekanntesten Übungen der Meisner Technik ist die “Repetition” (Wiederholungsspiel). Hier wird begonnen, die Konzentration und Aufmerksamkeit von sich auf den Spielpartner zu verlagern. Es wird eine intensive und wahrhaftige Verbindung geschaffen, die nicht auf einer intellektuellen, sondern auf einer rein instinktiven und emotionalen Ebene stattfindet. Worte können lügen, Verhalten hingegen niemals. Ein “Schauspielerbewusstsein” wird vermieden. Was zählt, ist nur der Moment. Dieser muss vom Schauspieler gelebt und darf nicht kreiert werden.
“Sei kein Schauspieler, sondern ein menschliches Wesen, welches mit dem arbeitet, was unter den gegebenen imaginären Umständen existiert.” S. Meisner
“Independent Activity”
Der Schauspieler führt eine spezifische, schwierige Aufgabe aus und hat ein konkretes Ziel. Zunächst wird diese Tätigkeit ohne imaginäre Umstände ausgeführt. Später werden komplexere Szenarien kreiert, die emotionale Bedürfnisse einbinden.
“Calling the Door”
Einer der Schauspieler verlässt den Raum, bereitet sich vor und klopft, entsprechend seines emotionalen Zustandes, an die Tür. Der Partner im Raum wird mit diesem ersten Eindruck des Klopfens (und der Stimmung des Klopfenden), sowie der “Repetition” arbeiten.
“Preparation Tools”
Im Unterschied zu anderen Methoden (z.b Strassberg´s “Methode Acting”) wird nicht auf emotionale Erinnerung gesetzt, da Meisner hier zwei gravierende Probleme sah. Zum einen wird es nicht als besonders gesund angesehen, ein mögliches traumatisches Erlebnis immer wieder in Erinnerung zu holen, zum anderen hat es nach einiger Zeit nicht mehr dieselbe Bedeutung. Deshalb arbeitete Meisner bei der “Emotional Preparation” zwar mit Fragmenten aus dem realen Leben, jedoch gepaart mit starkem Fantasiegehalt. Der Schauspieler versetzt sich in einen Tagtraum, um vor der Szene ein emotionales Sprungbrett kreieren zu können.
“Die Schauspieler, die mit der Meisner Technik trainiert haben, sind die wahrhaftigsten Schauspieler, mit denen ich je zusammen gearbeitet habe.” -Arthur Miller
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